Moritz Berg (*1994) lebt und arbeitet in Stuttgart. In seiner künstlerischen Praxis beschäftigt er sich mit Wahrnehmung und unterschiedlichen Vorstellungen von Atmosphäre. Sie ist inspiriert von einfachen und flüchtigen Momenten des alltäglichen Umfelds. Durch Abstraktion verdichtet er diese Eindrücke zu ruhigen und fokussierten Bildern.
Galerie Tassilo Usner: Deine Arbeit ist stark mit deiner Umgebung verbunden. Gibt es einen Ort, an den du gerne für längere Zeit zurückkehren würdest?
Moritz Berg: Mich ziehen Orte an, die etwas Erhabenes oder beinahe Überwältigendes an sich haben. Ich denke oft an eine Reise durch die USA vor ein paar Jahren zurück – die Landschaft dort fühlte sich vollkommen anders an. Schwer zu fassen und gleichzeitig unglaublich offen. Diese Dimension ist mir im Gedächtnis geblieben, und ich könnte mir gut vorstellen, mehr Zeit an solchen Orten zu verbringen.
Galerie Tassilo Usner: Wenn du mit einer neuen Werkgruppe beginnst, was löst meist die erste Idee aus – eine Stimmung, ein Ort, ein Material oder etwas ganz anderes?
Moritz Berg: Im Moment geht es für mich sehr stark um Materialien und Techniken. Das Experimentieren mit neuen Kombinationen bildet oft den Ausgangspunkt für eine neue Serie. In meiner letzten Ausstellung eröffnete mir die Arbeit mit Fotografie, Aluminium und Epoxidharz eine völlig neue Richtung.
Galerie Tassilo Usner: Gibt es etwas in deinem Atelier, auf das du nicht verzichten könntest – ein Werkzeug, ein Objekt oder sogar ein Ritual?
Moritz Berg: Meine Skizzenbücher und Notizen sind essenziell. Sie sammeln Beobachtungen und Fragmente über längere Zeit und geben mir etwas, zu dem ich immer wieder zurückkehren kann. Darüber hinaus brauche ich unbedingt mein weißes Sofa, um die Arbeiten zu betrachten und sie gedanklich zu testen – das ist wahrscheinlich der intensivste Teil des Prozesses.
Galerie Tassilo Usner: Wie findest du das Gleichgewicht zwischen Spontaneität und Struktur in deinem kreativen Prozess?
Moritz Berg: Spontaneität findet meist zu Beginn statt – in Skizzen, Notizen, Fotografien oder ersten Eindrücken. Struktur entsteht später, durch viel Reflexion und Editieren. Es ist ein ständiges Hin und Her zwischen Intuition und sorgfältiger Abwägung.
Galerie Tassilo Usner: Kannst du dich an einen Moment in deiner Laufbahn erinnern, in dem sich deine künstlerische Ausrichtung unerwartet verändert hat?
Moritz Berg: Während meiner Masterarbeit wurde mir klar, dass Kunst wie ein Werkzeug funktionieren kann – als Mittel, um bestimmten Fragen nachzugehen und sie zu beantworten. Rückblickend war das eine sehr prägende und nachhaltige Erfahrung.