Gary Schlingheider

*1983 in Detmold based in Berlin and Ostwestfalen Lippe, Germany

 

Malerei und Skulptur bedingen sich im Werk von Gary Schlingheider gegenseitig und entstehen aus der Beschäftigung mit der Grenzüberschreitung der beiden Gattungen. Dabei bilden Farbe und Form den Schwerpunkt der Auseinandersetzung des Malers und Bildhauers. Er arbeitet großformatig, mit kraftvollen deckenden Farben und geometrischen, reduzierten Körpern. Mit einem Bezug zu kunsthistorischen Vorbildern wie den Minimalisten, Ellsworth Kelly oder Frank Stella lotet Schlingheider die Grenzen zwischen Malerei und Bildhauerei neu aus.

 

In seinen Bildern arbeitet er mit monochromen Flächen, die sowohl nebeneinander als auch übereinander gesetzt werden. Daraus ergibt sich eine Komposition aus klar abgegrenzten geometrischen Formen innerhalb der verschiedenen Schichten. Es entsteht die Illusion eines dreidimensionalen Raums. Im letzten Schritt bricht der Künstler aus dem System aus. Lack fließt über die Anordnung, trennt den Bildraum, löscht aus, grenzt ab und eröffnet zugleich neue Bereiche. Weniger flächig, dafür spontaner und gestischer wirkt der Auftrag – einerseits kalkuliert, andererseits zufällig. Die zwischen den Farbschichten und Lackspuren entstehenden Räume lassen teilweise auf die darunter liegenden schließen, eröffnen Einblicke in den vergangenen Entstehungsprozess des Werkes: In Schlingheiders Malerei geht es in erster Linie um das Dazwischen und Dahinter. Die einzelnen Farben und Ebenen spielen weniger eine Rolle als die Struktur in ihrer Gesamtheit der Überlagerungen, Freilegungen und Auslöschungen.

 

Als brächen sie aus der Malerei heraus erobern die Strukturen auch den Raum. Malerei und Skulptur scheinen fließend ineinander überzugehen. Alltägliche Dinge werden aus ihren ursprünglichen Kontexten isoliert, stark abstrahiert und wachsen in Schlingheiders Skulpturen zu vereinfachten und klaren Körpern. Als leere Umrisslinien positioniert er mehrere geschlossene Formen wie eine dreidimensionale Zeichnung im Raum. So zum Beispiel in der Skulptur „30MM“ aus 30 mm dickem Vierkantstahl. Die Module lassen sich am Boden liegend, an der Wand lehnend, einzeln, paarweise oder sich überlagernd in Bezug zur räumlichen Situation präsentieren. Ähnlich wie in der Malerei entstehen auch bei den Skulpturen Zwischenräume und sich neu ergebende Flächen innerhalb der Stahlrahmen. Die zunächst abstrakt erscheinenden Elemente lassen sich von den Betrachter*innen individuell lesen und interpretieren. Automatisch sucht der Blick darin – ebenso wie in seinen Malereien – eine Gegenständlichkeit, eine mit Bedeutung besetzte Form.